Klinik für Kinderurologie
Harnblase
Kindliche Harninkontinenz
Eine kindliche Harninkontinenz liegt vor, wenn es tagsüber zu Harndrang und ungewolltem Harnverlust kommt bzw. wenn über das fünfte Lebensjahr hinaus das Kind einnässt. Zu unterscheiden ist zwischen dem nächtlichen Einnässen, sog. Enuresis, und der Harninkontinenz tagsüber. Besteht die Inkontinenz alleinig nachts spricht man von einer mono-symptomatischen Enuresis; wohingegen bei zeitgleich bestehenden Miktionsproblemen tagsüber eine non-monosymptomatische Enuresis vorliegt.
Die Ursachen für diese Krankheitsbilder sind sehr vielschichtig und bedürfen vor allem einer sorgfältigen anamnestischen Aufarbeitung und einer strukturierten Diagnostik. Als Ursachen kommen vor allem Reifungsverzögerungen des Miktionszentrums sowie Trink- und Blasenentleerungsfehlverhalten (z.B. Miktionsaufschub) in Frage, aber auch Umgebungseinflüsse und Begleiterkrankungen wie AD(H)S und Erkrankungen der oberen Luftwege (z.B. Adenoide).
Diagnostik
Zur Beurteilung ist für uns ein zweitägiges Miktions-/Trinkprotokoll und ein 14-tägiges Einnäss-/Stuhlgangsprotokoll sehr wichtig. Es sollte bereits im Vorfeld zur ersten Untersuchung ausgefüllt werden. In der Sprechstunde erfolgt eine körperliche Untersuchung, ein Ultraschall des Harntraktes und des Enddarmes sowie eine Urinanalyse und eine absolut harmlose Harnstrahlmessung. Nur bei ganz besonderen Fragestellungen ist in seltenen Fällen zusätzlich eine Blasendruckmessung, ein Miktionszystourethrogramm oder eine Kernspintomographie erforderlich.
Behandlung
Das Behandlungskonzept der Harninkontinenz ist multimodal und individuell. Wichtige Säulen der Therapie sind die Urotherapie und die Konditionierung, gelegentlich unterstützt durch Pharmakotherapie und detonisierendes Beckenbodentraining (Physiotherapie).
Dysfunktionelles Eliminationsyndrom (bladder- bowl-dysfunction)
Immer wiederkehrende Harnwegsinfekte und Blasenentleerungsstörungen (Restharnbildung, Harninkontinenz) treten im Kindesalter häufig zeitgleich mit einer chronischer Obstipation (Verstopfung) auf. Oft stehen die urologischen Probleme im Vordergrund, während der Verstopfung kaum Beachtung beigemessen wird. In der Diagnostik und in der Behandlung liegt deshalb unser Augenmerk nicht nur allein auf der Blasenentleerung, sondern auch auf der Stuhlentleerung.
Diagnostik
Vor der ambulanten Vorstellung benötigen wir vorab Informationen zu Miktions- und Trinkverhalten, aber auch Stuhlgangsgewohnheiten Ihres Kindes. Hierzu ist es sehr hilfreich, dass Sie uns vorab ein Miktions-/Trinkprotokoll über 48 Stunden und ein 14-tägiges Stuhl-/Einnässenprotokoll ausgefüllt zu senden. Danach bestätigen wir nochmals telefonisch den Sprechstundentermin. Durch die vorab gewonnenen Informationen können wir einschätzen, ob evtl. weitergehende Untersuchungen notwendig sein könnten.Im Rahmen der Sprechstunde erfolgen üblicherweise eine körperliche Untersuchung, eine Ultraschalluntersuchung von Harntrakt (Nieren, Harnleiter, Harnblase) und Darm, sowie eine Urinanalyse.
Nach Feststellung der Ursachen wird das Behandlungskonzept festgelegt.
Behandlung
In vielen Fällen ist nicht nur allein ein Trink- oder Miktionsfehlverhalten ursächlich für die wiederkehrenden Harnwegsinfekte und die Blasenentleerungsstörungen, sondern vorrangig eine Stuhlentleerungsstörung. Allein durch Normalisierung der Stuhlentleerung lassen sich vielfach die scheinbar vordergründigen urologischen Probleme verbessern. Mitunter bedarf es auch einer vorübergehenden Medikamenteneinnahme, oder einer begleitenden Beckenbodengymnastik.
Mit entscheidend für den Erfolg der Behandlung ist aber eine gezielte Urotherapie. Unsere eigens hierfür ausgebildeten Urotherapeuten erklären Ihnen ausführlich die einzelnen Behandlungskonzepte und werden Ihr Kind und Sie während des gesamten Behandlungszeitraums begleiten.
Neurogene Blasenentleerungsstörung
Die neurogene Blasenentleerungsstörung wird durch eine Störung der Nervenversorgung der Blase verursacht. Diese Störung kann angeboren sein, wie beispielsweise bei der Spina bifida als häufigste Ursache, oder durch Verletzungen, Geschwülste oder entzündliche Veränderungen im Rückenmark entstehen.´Neurogene Blasenentleerungsstörungen bedürfen stets engmaschiger Kontrollen ab Diagnosestellung, da sich das Krankheitsbild gerade in der Wachstumsphase rasch ändern kann und so zu einer Gefährdung für die Nierenfunktion werden kann´.
Diagnostik
Die diagnostische Abklärung dient der Beurteilung von Harntrakt sowie Speicher- und Entleerungsfähigkeit der Harnblase. Neben der Basisdiagnostik von körperlicher Untersuchung und Ultraschall des Harntraktes sind regelmäßige Blasendruckmessungen notwendig.
Behandlung
Ziel der Behandlung ist in erster Linie der Erhalt der Nierenfunktion, daneben aber auch die Erreichung einer sozialen Harnkontinenz. Manchmal ist eine medikamentöse Therapie dafür ausreichend, nicht selten ist aber zusätzlich ein sog intermittierender (Selbst-)Katheterismus erforderlich, um eine restharnfreie Blasenentleerung zu gewährleisten. Der Einmalkatheterismus erfolgt abhängig von der Mobilität und Sensibilität des Patienten über die Harnröhre oder über ein katheterisierbares Urostoma. (Link Mitrofanoff-Stoma-Flyer) In Einzelfällen sind operative Eingriff, wie beispielsweise Botox-Injektionen in die Blasenmuskulatur, Vergrößerung des Blasenvolumens mit Darmsegmenten notwendig.
Die Diagnostik und Behandlung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den Neurochirurgen, Kinderchirurgen, Neurologen, als auch Orthopäden.