Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin

Diabetes

Eine Zuckerkrankheit (Diabetes) kann nicht nur ältere Menschen treffen, sondern auch Kinder und Jugendliche. Ursachen, Symptome, Behandlung und langfristige Aussichten sind beim „Typ 1-Diabetes“ aber völlig anders als bei älteren Menschen mit „Typ 2-Diabetes“. An unserem Haus werden Kinder und Jugendliche nach der Diagnosestellung behandelt und geschult, wenn notwendig psychologisch betreut und über langfristige Aspekte informiert.

Kinder und Jugendliche mit Typ 1-Diabetes

Die allermeisten Kinder und Jugendlichen, die an einem Diabetes mellitus erkranken, leiden an einem „Typ 1-Diabetes mellitus“. Diese Form der Zuckerkrankheit kommt „aus heiterem Himmel“, betrifft ausschließlich die Insulin-Produktion, führt innerhalb von Tagen bis Wochen zu stark vermehrtem Durst, großen Urin-Mengen und sehr hohen Blutzuckerwerten. Der Typ 1-Diabetes muss immer mit Insulin behandelt werden; Tabletten haben keinen Nutzen.

Jugendliche mit Typ 2-Diabetes

Der Typ 2-Diabetes mellitus heißt auch „Altersdiabetes“, kann aber schon Jugendliche treffen, wenn sie sehr übergewichtig sind, erhöhte Blut-Fettwerte und erhöhten Blutdruck haben und ihr Körper gegenüber Insulin eine gewisse Unempfindlichkeit entwickelt hat. Mit Gewichtsabnahme und reichlich körperlicher Bewegung kann man viel verbessern, ohne Insulin spritzen oder Tabletten schlucken zu müssen.

Andere Diabetesformen (z. B. CF-Diabetes, medikamenteninduzierter Diabetes, MODY-Diabetes)

An einen „MODY“ (Maturity-onset Diabetes of the Young“) muss man denken, wenn ein Diabetes mellitus offenbar von Generation zu Generation vererbt worden ist und im Blut keine Typ 1-Diabetes-typischen Antikörper gefunden werden können.

Konventionelle Insulintherapie

Festgelegte Insulindosierungen (Mischinsulin) werden morgens und abends vor dem Frühstück bzw. vor dem Abendessen injiziert. Es müssen bestimmte Injektionszeiten– und Essenszeiten und bestimmte Kohlenhydrat-Mengen eingehalten werden. Diese sehr unflexible Diabetestherapie wird bei Kindern und Jugendlichen heute kaum mehr eingesetzt.

Intensivierte Insulintherapie

Morgens und abends wird ein Langzeitinsulin injiziert. Zu den Mahlzeiten wird, unabhängig vom Langzeitinsulin, so viel Insulin injiziert, wie für die bevorstehende Mahlzeit (Kohlenhydratanteile) erforderlich ist. Gleichzeitig wird die Insulindosis je nach aktuellem Blutzuckerwert  erhöht oder erniedrigt.

Insulinpumpentherapie

Anstelle von zwei Langzeitinsulin-Injektionen wird über eine Insulinpumpe, die z.B. am Gürtel getragen werden kann, über einen Schlauch und einen Katheter, der in die Haut eingeführt ist, Insulin unter die Haut abgegeben. Die Menge an abgegebenem Insulin kann von Stunde zu Stunde als „Basalrate“ vorprogrammiert werden. Das Mahlzeiteninsulin wird per Knopfdruck je nach geplanter Menge an Kohlenhydraten abgegeben. Diese „Bolusgabe“ von Insulin wird wie bei der intensivierten Insulintherapie je nach Blutzucker modifiziert.

Flash-Glukosemonitoring

Die Blutzuckermessung geschieht normalerweise aus einem winzigen Blutstropfen aus der Fingerbeere. Wenn Blutzucker sehr häufig gemessen werden muss, kann ein Sensor mit einem dünnen Katheter in die Haut eingeführt und von einem Pflaster gehalten werden. Mit Hilfe eines Scanners kann der aktuelle Zuckerwert (Gewebeglukose) sowie der Glukoseverlauf während der vorangegangenen 8 Stunden abgelesen werden (Flash-Glukose-Monitoring, FGM).

Kontinuierliches Glukosemonitoring

Für die kontinuierliche Gewebe-Zuckermessung wird – wie beim FGM - ein Sensor in die Haut eingeführt und mit einem Pflaster gehalten. Der aktuelle Glukosewert wird kontinuierlich drahtlos auf ein Messgerät oder auf eine Insulinpumpe übertragen und kann dort abgelesen werden. Bei zu niedrigen Werten kann ein Alarm ausgelöst werden.

Sensor-unterstützte Pumpentherapie

Die neueste Insulinpumpen-Technologie ermöglicht, dass der Wert der kontinuierlichen Glukosemessung nicht nur an die Insulinpumpe weitergegeben wird, sondern dass die Insulinzufuhr aus der Pumpe vorübergehend unterbrochen wird, wenn das elektronische Messsystem erkennt, dass der Blutzucker sehr weit abzusinken droht.

Die Insulinpumpentherapie sowie die sensorunterstützte Pumpentherapie sind wegen der wesentlich höheren Komplexität und wegen der deutlich höheren Kosten nur  bei besonderen Problemen mit der Insulintherapie einzusetzen. Insbesondere wird sie bei Säuglingen und Kleinkindern verwendet, die einerseits häufig viele kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich nehmen, andererseits Unterzuckerungen selbst nicht sicher wahrnehmen und vor allem sich nicht selbst äußern können. Schulkinder und Jugendliche kommen in der Regel mit der intensivierten konventionellen Insulintherapie sehr gut zurecht.

 

Point of care-HbA1c-Messung

Dieser „Langzeit-Blutzuckerwert“ beruht darauf, dass sich Zucker im Blut zu einem kleinen Teil an Hämoglobin bindet. Dieser Anteil an zuckerbeladenem Hämoglobin heißt HbA1c und macht bei Gesunden zwischen 5 und 6% des Gesamthämoglobins aus. Mit langfristig erhöhten Blutzuckerwerten erhöht sich allmählich der Anteil an zuckerbeladenem Hämoglobin. Bei der Neudiagnose eines Diabetes liegt dieser HbA1c-Wert meist deutlich über 10%. Bei gut eingestellten Kindern und Jugendlichen mit Diabetes liegt der HbA1c-Wert unter 7,5%. Der HbA1c-Wert kann im Rahmen einer ambulanten Vorstellung in unserer Sprechstunde innerhalb von 10 min bestimmt werden.

Glukose-Belastungstests

Ein Zucker-Belastungstest erlaubt, in Zweifelsfällen die Diagnose „Diabetes mellitus“ definitiv zu stellen oder auszuschließen. Meist ist er aber bei Kindern und Jugendlichen mit den typischen Symptomen der Zuckerkrankheit überflüssig – anders als bei fraglichem Typ 2-Diabetes mellitus.

Mikroalbumintest

Suchtest zum Nachweis von Eiweiß-Spuren im Urin; wird im Hinblick auf eine mögliche Folgeerkrankung der Nieren bei langfristig ungenügend eingestelltem Diabetes bei ambulanten Vorstellung routinemäßig durchgeführt.

Urin- und Serum-Ketontestung

Ketone werden beim Abbau von Fett freigesetzt. Wenn im Körper Insulin fehlt, werden sehr hohe Ketonkonzentrationen im Blut beobachtet. Ein Teil der Ketone wird über die Atemluft ausgeatmet, ein großer Teil wird über den Urin ausgeschieden. Ketone in höheren Konzentrationen können zu Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und zur Bewusstseinstrübung bis hin zum Koma führen. Bei entsprechenden Beschwerden soll nach Ketonen im Urin oder im Blut gesucht werden.

Bestimmung diabetesspezifischer Antikörper

Mit dem Nachweis von Diabetes-spezifischen Antikörpern nach Diagnose eines Diabetes mellitus wird belegt, dass diese Zuckerkrankheit durch einen Autoimmunprozess ausgelöst wurde – wie es in über 90% der Fälle von Typ 1-Diabetes mellitus der Fall ist.

Zöliakie- und Hashimoto-Diagnostik

Bei Menschen mit Typ 1-Diabetes mellitus ist das Risiko, weitere Autoimmun-Erkrankungen zu entwickeln, etwas erhöht. Deshalb wird bereits bei Diagnose-Stellung, aber auch später, im Rahmen von ambulanten Vorstellungen, nach diesen Erkrankungen gezielt gesucht.

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Ansprechpartner

Oberarzt Dr. med. Michael Wurm


Eine telefonische Terminvereinbarung zu unseren Sprechstunden ist erforderlich.

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