Universitäres Kinder-Schlafzentrum

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Schlafstörungen

Der Sandmann wirkt nicht immer

Prof. Dr. med. Sebastian Kerzel, MHBA, Leiter des Kinder-Schlafzentrums

Kinder verbringen etwa die Hälfte des Lebens mit Schlafen. Dies ist von enormer Bedeutung für die gesunde Entwicklung. So führen Schlafstörungen bei Kindern oft auch zu Beschwerden am Tage, z.B. Tagesmüdigkeit mit Konzentrationsstörungen in der Schule. Auch der Schlaf der Eltern wird daher in Mitleidenschaft gezogen, so dass hieraus regelmäßig ein echtes „Familienproblem“ entsteht.

Die Kinder-Schlafmedizin befasst sich mit Schlafstörungen und allen schlafbezogenen Gesundheitsstörungen im Kindes- und Jugendalter. Dabei reicht die Altersspanne der von uns betreuten Patienten vom Neugeborenenalter bis zum Jugendlichen (0 bis 17 Jahre). Das Spektrum der schlafmedizinischen Probleme bei dieser großen Patientenspanne ist enorm vielfältig und umfasst unter anderem folgende Symptome bzw. Erkrankungen.

 

Epilepsie und zerebrale Krampfanfälle mit Bezug zum Schlaf

Krampfanfälle haben häufig einen Bezug zum Schlaf. In unserem Kinder-Schlaflabor bieten wir die Möglichkeit zur Ableitung eines kompletten 20-Kanal-EEGs, so dass eine differenzierte neurologische Diagnostik möglich ist. Darüber hinaus bieten wir die Möglichkeit zum Video-EEG-Monitoring. Hierdurch können Kinder mit unklaren Krampfleiden über mehrere Tage unter permanentem EEG-Monitoring überwacht werden und das Auftreten eines Krampfanfalles analysiert werden. Zur bestmöglichen Betreuung dieser Patienten betreiben wir das Schlaflabor interdisziplinär mit der Abteilung für Neuropädiatrie.

Hypersomnien (Erkrankungen mit „zu viel Schlaf“), z.B. Narkolepsie

Die Narkolepsie gehört zu einer Gruppe von Erkrankungen, die mit einer krankhaft gesteigerten Einschlafneigung einhergehen. Dabei kommt zu plötzlichen Einschlafattacken, teilweise in sozial unüblichen, und mitunter bizarren Situationen. Manche Patienten zeigen zudem einen plötzlichen Tonusverlust der Haltemuskulatur mit anschließendem Hinstürzen. Hypersomnien können im Schlaflabor mittels Polysomnographie und anschließenden Schlaflatenztest sowie Vigilanztests diagnostiziert werden.

Konzentrationsstörungen und motorische Unruhe

Im Vorschul- und Grundschulalter ist es eher ungewöhnlich, dass die Kinder selber spontan über „Müdigkeit“ berichten. In diesem Alter führt der Schlafdruck vielmehr zu einer Monotonie-Intoleranz in reizarmen Situationen, derer sich die Kinder dann durch aktive Stimulation (z.B. Rumzappeln, Stuhlkippeln etc.) zu entziehen versuchen. Die dadurch entstehende motorische Unruhe hat dabei Ähnlichkeit mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS).

Muskelerkrankungen mit Beeinträchtigung der Atmung, z. B. spinale Muskelatrophie (SMA)

Bei bestimmten, meist angeborenen, Erkrankungen der Nerven bzw. der Muskeln kommt es auch zu einer Beeinträchtigung der Atemmuskulatur und so zu einer Reduktion der Atemkraft. Dies tritt fast immer zuerst im Schlaf auf, da im Wachen die reduzierte Atempumpe durch willentliche Anstrengung noch kompensiert werden kann. Daher führen auch manche chronische neurologische und muskuläre Erkrankungen zu einer schlafbezogenen Atmungsstörung. Ein typisches Beispiel hierfür ist die spinale Muskelatrophie (SMA).

Müdigkeit und Einschlafneigung am Tage (Tagesschläfrigkeit)

Schlafstörungen gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen im Kindesalter überhaupt. Jede Schlafstörung kann durch die Unterbrechung des Schlafes zu einer reduzierten Schlafeffizienz führen und sich durch eine vermehrte Schläfrigkeit am Tage zeigen.

Nächtliches Asthma

Asthma führt oft zu nächtlichem Husten. In unserem Kinder-Schlaflabor haben wir alle modernen Möglichkeiten zur Erfassung und Quantifizierung nächtlicher Asthmasymptome. Wir setzen als eines von zwei Kinder-Schlaflaboren in Deutschland eine Technik zur permanenten bioakustischen Erfassung der Atemgeräusche ein. Hierdurch ist eine genaue Aussage über das Ausmaß nächtlicher Asthmasymptome sowie eine Synchronisation mit der kompletten Schlafstudie möglich.

Parasomnien (Nachtschreck, Albträume, Schlafwandeln und andere Verhaltensauffälligkeiten im Schlaf)

Parasomnien betreffen viele Kinder im Laufe des Lebens mindestens einmal und führen oft zu großer Sorge bei den Eltern. Sie sind meistens von harmloser Natur und vergehen oft wenn die Kinder älter werden. Wir bieten eine differenzierte Diagnostik und kinderpsychologische Beratung zum Umgang mit Parasomnien und zum richtigen Verhalten beim Auftreten.

Probleme beim Ein- und Durchschlafen (Insomnien)

Wir bieten bei Ein- und Durchschlafstörungen vom Säuglings- bis zum Jugendalter ein fundierte Ersteinschätzung, psychologische Beratung und, falls sinnvoll, eine weitergehende Diagnostik an. Anschließend kann gezielt eine verhaltenstherapeutische Intervention erfolgen.

Restless legs-Syndrom

Beim Syndrom der unruhigen Beine kommt es zu Missempfindungen (z.B. Brennen) und einem unstillbaren Bewegungsdrang. Hierdurch wird der Nachtschlaf stark gestört, so dass die betroffenen Kinder unter einer zunehmenden Tagesschläfrigkeit leiden. Die Diagnose eines Restless legs-Syndroms erfolgt im Schlaflabor, wo im Rahmen der Polysomnographie auch eine permanente Videoaufzeichnung durchgeführt wird.

Schlafbezogene Atmungsstörungen

Über alle Altersgruppen hinweg spielen Störungen der Atmung im Schlaf eine besonders große Rolle. Die häufigsten sind:

Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSAS)
Die häufigste schlafbezogene Atmungsstörung betrifft drei Prozent der Kinder in Deutschland. Dabei kommt es durch eine Verlegung der Atemwege im Rachenbereich zu einer Atempause und einem Abfall des Sauerstoffgehaltes im Blut. Dies kann zu einer permanenten Unterbrechung des Tiefschlafes führen, so dass der Schlaf nicht mehr erholsam ist. Die Folge ist eine vermehrte Müdigkeit oder Konzentrationsstörung am Tage. Die diagnostische Abklärung eines OSAS ist eine der Hauptfragestellungen für eine Untersuchung im Schlaflabor.

Zentrale Schlafapnoe (einschließlich periodische Atmung bei Frühgeborenen)
Auch bei der zentralen Schlafapnoe kommt es zu gehäuften Atempausen im Schlaf. Im Gegensatz zum OSAS liegt der Grund hierfür aber in einem verminderten Atemantrieb aus dem Hirnstamm. Eine häufige Ursache hierfür liegt in einer Unreife des zentralen Nervensystems, was beispielsweise bei Frühgeborenen eine Rolle spielt.

Schnarchen
Schnarchen ist ein außerordentlich häufiges Symptom und wird bei etwa zehn Prozent der Kinder berichtet. In den meisten Fällen ist das Schnarchen mitunter lästig (für die anderen Familienmitglieder) aber nicht Ausdruck einer behandlungsbedürftigen Erkrankung. Bei etwa einem Drittel der schnarchenden Kinder kann das nächtliche Schnarchen aber Ausdruck eines obstruktiven Schlafapnoesyndroms (OSAS) sein.

Zähneknirschen im Schlaf

Auch das nächtliche Zähneknirschen (Bruxismus) kann durch eine Unterbrechung des Tiefschlafes zu einer Beeinträchtigung der Schlafeffizienz führen. Durch die Analyse einer Elekromyographie (EMG) der Kaumuskulatur kann der Bruxismus im Rahmen der Schlaflaboruntersuchung diagnostiziert werden. Da nicht selten Probleme im Bereich des Kiefers eine wichtige Rolle spielen, erfolgt in unserem Schlaflabor die Therapie interdisziplinär gemeinsam mit Kollegen aus der Zahnheilkunde bzw. der Kieferorthopädie.

Zirkadianik-Störungen (Störungen des normalen 24-Stunden-Tagesrhythmus)

Unser Körper besitzt eine „Innere Uhr“, die den normalen Schlaf-Wach-Rhythmus generiert und diesen auf die übliche 24-Stunden Zirkadianik bringt. Besonders bei Jugendlichen kann es dabei zu Störungen kommen, so dass der Nachtschlaf nachhaltig beeinträchtigt ist. In unserer Abteilung bieten wir neben einer Bestimmung des Chronotyps eine psychologische bzw. verhaltenstherapeutische Beratung an, wie das Kind bzw. der Jugendliche seine Schlafhygiene optimal gestalten kann.

Langzeit Video-EEG-Monitoring

Die Aufzeichnung eines kompletten EEGs synchron mit einer Videodokumentation über mehrere Tage ermöglicht die Erfassung und Analyse von unklaren Ereignissen, die den Verdacht auf einen zerebralen Kramfanfall lenken. Dies ist ein wichtiger Baustein in der diagnostischen Einordnung bestimmter Epilepsien.

Nächtliche Lungengeräuschanalyse (LeoSound-Monitor)

Nächtlicher Husten oder pfeifendes Atemgeräusch im Schlaf sind typische Asthmasymptome. Der LeoSound-Monitor ist eine Art „Langzeit-Stethoskop“ und bietet die Möglichkeit mittels kleiner Mikrofone die Lungengeräusche über mehrere Stunden aufzuzeichnen. Hierdurch ist eine objektive Erfassung von Atemwegsereignissen (z. B. Husten) im Schlaf möglich.

Neuropsychologische Testverfahren

Bei vielen Kindern mit Schlafstörungen ist eine psychologische Mitbetreuung sinnvoll. Daher gehört zu unserem Team auch eine speziell schlafmedizinisch zertifizierte Psychologin. In Rahmen der diagnostischen Abklärung bieten wir eine Vielzahl neuropsychologischer Testverfahren an, die in ganz verschiedenen Bereichen die Leistungsfähigkeit des Gehirns prüfen, unter anderem in der Motorik, der Sprache und der bildlichen Wahrnehmung.

Multipler Schlaflatenztest (MSLT)

Bei dieser Tagschlafmessung untersuchen wir zu verschiedenen Uhrzeiten wie gut der Patient am Tage einschlafen kann. Dabei bietet uns vor allem die Analyse der Hirnaktivität beim Einschlafprozess wertvolle Hinweise zur besseren diagnostischen Einordnung einer Schlafstörung.

Multipler Wachbleibetest (MWT)

Auch diese Tagschlafmessung bringt uns Informationen zur Einschlafneigung am Tage. Im Unterschied zum MSLT soll der Patient aber nicht versuchen einzuschlafen, sondern so lange wie möglich wachbleiben.

Polysomnographie (PSG) „Schlafstudie“ im Schlaflabor

Bei der „Schlafstudie“ im Schlaflabor messen wir eine Vielzahl von Körperfunktionen und deren Veränderungen im Schlaf. Dabei werden standardmäßig erfasst: Hirnströme (EEG), Bewegung der Augenmuskeln, Aktivität der Kinn- und Kaumuskeln, Atemfluss an der Nase, Atembewegungen am Brustkorb und am Bauch, Herzaktivität (EKG), Beinbewegungen, Sauerstoffsättigung im Blut, Körperlage, Schnarchgeräusche, Ton und Bild (Infrarot-Video im Dunkeln). Durch die Analyse der PSG können wir den Schlaf ganz genau charakterisieren und Störungen erfassen. In der Regel erfolgt die Durchführung während eines stationären Aufenthaltes für 2 Nächte. Hierzu kommen die Kinder am Nachmittag des Aufnahmetages ins Schlaflabor und werden nach der Aufnahmeuntersuchung „verkabelt“. Nachts erfolgt dann die eigentliche Messung unter Live-Supervision durch speziell geschultes Personal.

Vigilanztests

Dabei bestimmen wir die Wachheit des Patienten (Vigilanz). Dies ist die Fähigkeit, die gerichtete Aufmerksamkeit auch in monotonen (also langweiligen) Situationen über eine bestimmte Zeit aufrechtzuerhalten. Bei vielen Schlafstörungen ist die Vigilanz reduziert. Die meisten von uns verwendeten Vigilanztests sind Computer-basierte Testverfahren.

Ansprechpartner im Haus

Der Erstkontakt erfolgt in der Regel bei einer ambulanten Vorstellung in unserer kinder-schlafmedizinischen Ambulanz, in deren Rahmen manche Schlafprobleme bereits gelöst werden können. Wichtig ist eine ambulante Erstvorstellung zudem für die Planung des weiteren Vorgehens, z. B. falls eine schlafmedizinischen Untersuchung im Schlaflabor (Polysomnographie) oder kinderpsychologische Diagnostik durchgeführt werden soll.

Ansprechpartner
Oberarzt Prof. Dr. med. Sebastian Kerzel, MHBA
Fachärztin Dr. med. Susanne Harner

Termine vereinbaren Sie bitte unter:
E-Mail: kinderambulanz@barmherzige-regensburg.de
Tel. + 49 (0) 941 369 5409
Fax: + 49 (0) 941 369 5424

Klinik für Kinder- und Jugendmedizin

Das gesamte Spektrum der Kinder- und Jugendmedizin finden Sie auf der Webseite der Klinik


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Informationsfilme

Auf dem Bild sieht man den Moderator von TVA und zwei Ärzte, die ein Interview führen

Flyer und Broschüren