Klinik für Kinderchirurgie und Kinderorthopädie

Kinder- und Jugendorthopädie

Die Kinder- und Jugendorthopädie beschäftigt sich mit den Erkrankungen des Bewegungsapparates. Im Gegensatz zum Erwachsenenalter, wo Verschleißerscheinungen der häufigste Grund sind, einen Orthopäden aufzusuchen, haben wir es mit angeborenen Fehlbildungen, den Folgen neurologischer Erkrankungen oder den Folgen von Knochenbrüchen zu tun. Wir bieten das gesamte Spektrum der Kinder- und Jugendorthopädie, vom angeborenen Klumpfuß über die neurologisch bedingte Hüftgelenksverrenkung bis hin zur Meniskusverletzung bei Leistungssportlern an.

Fehlbildungsorthopädie

Die Behandlung angeborener Fehlbildungen, wie angeborene Beinlängendifferenzen, schwere Fußfehlbildungen etc., stellen besondere Ansprüche an den behandelte/n Arzt/Ärztin dar. Hier gibt es niemals ein „Standardrezept“, sondern es muss stets ein individueller Ansatz gefunden werden. Gemeinsam mit den Eltern definieren wir die Ziele der Behandlung und erstellen ein entsprechendes Behandlungskonzept vom Zeitpunkt der Geburt bis zum Wachstumsabschluss.

Fußchirurgie

Auf die Therapie komplexer Fußfehlstellungen haben wir uns in unserer Klinik besonders spezialisiert. Dazu gehören schwere Hohlfußdeformitäten, erworbene Klump- und Spitzfußfehlstellungen, Knick-Hackenfüße und viele andere.

Klumpfuß
Ein Klumpfuß stellt eine häufige angeborene Fehlstellung dar (ca. 1 pro 1000 Geburten). Die aktuell am besten etablierte Methode stellt die Redressionstherapie nach Ponseti dar. Hierbei werden durch wöchentlich gewechselte Gipsverbände Teile der Fehlstellung Schritt für Schritt korrigiert. Lediglich die Spitzfußstellung darf durch die Gipsverbände nicht verbessert werden, da es durch starken Zug an der Achillessehne zu Fehlwachstum des Fersenbeins kommen kann. Deshalb erfolgt einmalig die operative Verlängerung der Achillessehne mittels Durchtrennung („Achillotenotomie“). Die Achillessehne bildet sich neu und der Spitzfuß wird korrigiert. Im Anschluss kann zeitnah von der Gipstherapie auf eine Therapie mittels Lagerungsschiene („Ponseti-Schiene“) übergegangen werden. Diese wird für 3 Monate, Tag und Nacht getragen und bis Abschluss des vierten Lebensjahrs noch nachts getragen. Kontrollen finden bis Abschluss des Wachstums statt. Begleitend wird Physiotherapie (Dehnen der Wadenmuskulatur, Aktivierung der Peronealsehnen) ca. 1x wöchentlich durchgeführt.

Fußfehlstellungen allgemein
Speziell für den schmerzhaften Knick-Senkfuß des Kindes bzw. Jugendlichen gibt es zur Aufrichtung des Fußgewölbes einen minimalinvasiven Eingriff (subtalare extraartikuläre Schraubenarthrorise), der häufig bereits nach kurzer Zeit schon einen auch im Röntgen sichtbaren Effekt zeigt. Wenn es unter konservativen Therapiemaßnahmen (Einlagen, Physiotherapie etc.) zu keiner Befundbesserung kommt, so ist das eine gute Möglichkeit der Behandlung am noch wachsenden Fußskelett.

Auch alle anderen Fußfehlstellungen wie Hohlfuß, Hackenfuß und seltene Entitäten wie Talsu verticalis oder tarsale Coalitiones werden bei uns diagnostiziert und ggf. operativ therapiert.

Bild oben: vor Operation, Bild unten: nach Operation
Neuroorthopädie

In unseremZentrum für Neuroorthopädie im Kindes- und Jugendalter haben wir uns besonders auf die Behandlung von Kindern mit infantiler Zerebralparese, Spastik anderer Ursache, Meningomyeolzele (offener Rücken) und weiteren seltenen neurologischen Erkrankungen spezialisiert, die sowohl die regelmäßige Behandlung durch einen Neurologen, als auch einen Orthopäden benötigen. So können diese Kinder in nur einem Sprechstundentermin interdisziplinär untersucht und behandelt werden. Die Therapie von Hüftdysplasien (Hüftfehlstellungen) und Fußdeformitäten spielt in unserer operativen Behandlung bei Patienten mit neurologischen Erkrankungen eine wesentliche Rolle.

Sportorthopädie für Kinder- und Jugendliche

Bei Verletzungen oder Schmerzen im Zusammenhang mit Freizeit- oder Leistungssport stehen wir mit diversen diagnostischen Möglichkeiten (Körperliche Untersuchung, Sonographie, Röntgen, MRT) sowie konservativen und operativen Therapien zur Verfügung.

Klumpfüße
Hüftdysplasie

Fehlstellungen der Hüfte können angeboren oder im Rahmen neuromuskulärer Erkrankungen auftreten. Während angeborene Hüftdysplasien mittels Ultraschall und oftmals konservativer Maßnahmen (z. B. „Tübinger Schiene“) behandelt werden können, ist im Kindes- und Jugendalter Röntgendiagnostik und operative Therapie das Mittel der Wahl. Hier werden dann komplexe Knochenumstellungen am Oberschenkel- und Beckenknochen nötig, die durch Orthopädietechniker mit Hilfsmitteln begleitet werden.

Links: Nach Beckenendlage bei der U2 aufgefallene luxierte Hüfte (Graf Typ 4) rechts, Rechts: Physiologischer Normalbefund (Graf Typ Ib) nach ca. 2 Monaten konservativer Therapie mit Tübinger-Schiene.
Wachstumslenkung

X- und O-Beine (Genua valga und vara) können im Jugendalter mittels kleiner Wachstumslenkender Eingriffe korrigiert werden. Nach gründlicher Planung und zeitweiliger Blockade der Wachstumsfugen (Temporärer Hemiepiphysiodese) mittels kleiner Plättchen, begradigt sich die Beinachse durch das weitere Wachstum. Im Vorfeld der Operation wird die Beinachse mittels einer speziellen Software vermessen, der Ort der Fehlstellung bestimmt (Oberschenkel-, Unterschenkel oder beide Knochen) und diese dann gezielt in der Operation adressiert.

Präoperative digitale Planung vor Wachstumslenkung der Beinachse.
Morbus perthes und Epiphysiolysis capitis femoris

Klassische kinderorthopädische Erkrankungen der Hüfte wie der Morbus Perthes oder das Lösen des Oberschenkelknochens an der Wachstumsfuge am Hüftkopf (Epiphysiolysis capitis femoris) werden operativ versorgt, um Folgeschäden am Hüftgelenk zu vermeiden.

Neurogene Fuß- und Beinachsdeformitäten

Für Kinder und Jugendliche mit neurologischen Beeinträchtigungen bzw. Grunderkrankungen bieten wir das gesamte Spektrum der konservativen und operativen Korrekturmöglichkeiten zum Erhalt der größtmöglichen Mobilität des Betroffenen an. Wir arbeiten mit verschiedenen Orthopädietechnikern zusammen, um gemeinsam mit den Familien eine optimale Versorgung mit Hilfsmitteln zu erreichen. Sollte die Fehlstellung des Fußes so ausgeprägt sein, dass eine Orthesenversorgung schmerzfrei nicht mehr möglich ist, das Gehen schmerzhaft wird oder der Fuß in einer Fehlstellung fixiert ist, so können wir mit rein die Weichteile betreffenden Operationen (Sehnenverlängerung oder Sehnentransfer komplett oder hälftig, Weichteilrelease, perkutane Myofasziotomie etc) oder auch komplexen knöchernen Umstellungsosteotomien wieder eine möglichst physiologische Fußform herstellen. Häufig kommt auch der Orthopädietechniker am Ende der OP mit dazu, um noch in Narkose Abdrücke für neue Orthesen zu nehmen, was dem Kind die Abdruckabnahme im wachen Zustand nach einer frischen Operation erspart.

Posttraumatische Deformitäten und Pseudarthrosen

Fehlverheilte, in Fehlstellung verheilte oder nicht verheilte Knochenbrüche benötigen einen individuellen Behandlungsplan. Hierbei stehen eine Vielzahl an Implantaten (Platten, Nägel, Schrauben) und Behandlungsmöglichkeiten wie Knochentransplantation (oftmals vom Beckenkamm oder Teile des Wadenbeins) oder Knochenneubildende Verfahren (Segmenttransport, Masquelet-Technik) zur Verfügung.

Links: Posttraumatische Pseudarthrose des rechten Schlüsselbeins mit Defektzone, Rechts: Bild 6 Wochen postoperativ nach Versorgung mit Interposition von 2cm Wadenbein und winkelstabiler Platte
Links: Pseudarthrose der linken Ulna 6 Monate nach Versorgung einer Unterarmschaftfraktur mittels elastischen Nägeln („ESINs“), Rechts: Ausheilung 6 Wochen nach Revisionsoperation mittels Plattenosteosynthese und Anlagerung von Knochenmark aus der Elle.
Beinlängendifferenzen

Bei Beinlängendifferenzen gibt es verschiedene Behandlungsansätze, die individuell auf das Kind / den Jugendlichen abgestimmt werden müssen: Bei geringen Beinlängenunterschieden wird zunächst mit einem Sohlenausgleich eine funktionell gleiche Beinlänge hergestellt. Bei zunehmendem Längenunterschied kann man, je nach Verlauf und zu erwartenden Körpergröße des Betroffenen, entweder die Wachstumsfugen auf der längeren Seite blockieren oder die kürzere Seite mittels verschiedener Verfahren verlängern. Zur exakten Planung ist eine persönliche Vorstellung, Röntgenaufnahmen, Berechnung der Körpergröße nach Wachstumsabschluss und eine ausführliche Beratung notwendig.

Skoliose/Wirbelsäule

Skoliosen begleiten wir konservativ mit Orthopädietechnikern zusammen mit regelmäßigen Korsettkontrollen und Verlaufskontrollen der Skoliose. Bei stark ausgeprägten Skoliosen werden auch operative Eingriffe angeboten, welche von von Prof. Dr. med Koller aus der Asklepiosklinik in Bad Abbach hier im Haus durchgeführt werden. Hier profitiert das Kind von der hohen fachlichen Expertise des Operateurs in Kombination mit dem Team der Kinderanästhesie, Kinderintensivstation und erfahrendem Team auf den Kinderstationen.

Ein Job mit Herz – Ihre Karriere bei den BarmHERZigen Brüdern
Ein Job mit Herz – Ihre Karriere in der Kinderchirurgie und Kinderorthopädie

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