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Pionierarbeit und Teamwork: Riesiger Tumor bei 5 Monate altem Mädchen minimal-invasiv entfernt
Anfang des Jahres wird bei einem damals 5 Monate alten Baby ein extrem seltener und großer Tumor festgestellt: ein Präzedenzfall, der national in den entsprechenden medizinischen Fachkreisen diskutiert wird. Gelöst wird der Fall in Regensburg: In den beiden Häusern der Barmherzigen Brüder arbeiten Kinderärzte der KUNO Klinik St. Hedwig und Spezialisten vom Standort Prüfeninger Straße für Nora Hand in Hand.
Es ist Januar, als die erst fünf Monate alte Nora wegen extremer Blässe und verändertem Stuhlgang von ihren Eltern zum Kinderarzt gebracht wird. Der reagiert umgehend und schickt die junge Familie nach Regensburg in die Hedwigsklinik. Hier beginnt die Suche nach der Ursache. Mit Hilfe einer Magenspiegelung entdecken die Mediziner einen Tumor. Dr. Jochen Kittel, Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, erinnert sich: „Der Tumor maß 7 cm, für ein Baby mit einem Körpergewicht von 5 kg eine enorme Größe.“ In der Fachliteratur findet sich in ganz Deutschland kein vergleichbarer Fall und entsprechend keine Handlungsempfehlungen. Eines aber steht fest: Der Tumor muss entfernt werden.
Schonende Alternative zur großen Bauch-OP?
Trotz des Ausmaßes der Geschwulst möchte Dr. Kittel dem Säugling eine große Bauchoperation ersparen und überlegt, ob man die Entfernung nicht minimal-invasiv, also mit möglichst geringen Schnittverletzungen, angehen könnte. Er bespricht seine Idee mit Professor Dr. Oliver Pech, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie und interventionelle Endoskopie am Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg. Denn Professor Pech gilt als ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der interventionellen Endoskopie. Bei diesem Verfahren führt der Arzt ein kleines Gerät mit einem dünnen flexiblen Schlauch und einer Kamera, das so genannte Endoskop, über natürliche Körperöffnungen ein. Dabei kann man innere Strukturen im Körper nicht nur untersuchen, sondern durch das Einbringen spezieller Instrumente oft auch gleichzeitig behandeln. Die Methode ist deutlich schonender als andere chirurgische Verfahren und minimiert die Risiken großer Operationen.
Nationale Expertenrunde für Regensburger Plan
Professor Pech bestätigt, dass für Nora eine interventionelle Endoskopie prinzipiell in Frage käme. Beiden Ärzten ist aber klar: „Das ist eine Spezialsituation, die fachlich maximal fordernd sein wird.“ Deshalb leiten die Mediziner den Fall an das nationale Tumorboard, eine interdisziplinär besetzte Expertenrunde für die Diagnostik und Therapie schwieriger Tumorfälle. Dort sieht man sich die Situation des Babys genau an und gibt grünes Licht für das für Nora eigens geplante Operationskonzept aus Regensburg.
Professor Pech erklärt sich bereit, die Endoskopie zu führen. Drei Stunden dauert der Eingriff im Operationssaal der Hedwigsklinik. „Es war eine anspruchsvolle Aufgabe. Nora war klein, der Tumor groß und noch dazu an einer sehr schwer erreichbaren Stelle. Entsprechend beengt waren die Operationsverhältnisse. Wir griffen auf ganz spezielle Geräte zurück“, berichtet Professor Pech. Es ist für ihn umso beruhigender zu wissen, dass hinter ihm ein erfahrenes kinderärztliches Team steht: Die Klinik für Kinderanästhesie an der Klinik St. Hedwig gehört zu den größten Abteilungen ihrer Art, die Kinderchirurgen des Hauses sind für eventuell auftretende Komplikationen im Stand-by.
Gelungenes Teamwork
Die Operation verläuft ohne Zwischenfälle: Es gelingt, das Gewebe vollständig abzutragen, durch die minimal-invasive Methode ist das kleine Mädchen schnell wieder fit. Der Tumor wird im Nachgang als Teratom identifiziert, eine überwiegend gutartige Geschwulst, die sich in der Embryonalzeit an der falschen Stelle angesiedelt hatte. „Das war einfach gutes Teamwork! Aber nicht nur unter uns Medizinern. Die Eltern haben in dieser für sie so belastenden Zeit immer mit uns an einem Strang gezogen. Sie sind alle notwendigen Schritte für Nora mitgegangen und haben uns ihr Vertrauen geschenkt “, freut sich Dr. Kittel. Jetzt ist Nora ein gesundes Kind, das aus heutiger Sicht ganz normal wachsen und alt werden kann.
