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Knopfzellenbatterien: Große Gefahr für Kinder

(19.12.2018)

Regensburger Kinderärzte warnen: Verschluckte Knopfzellenbatterien können für Kleinkinder tödlich sein.

Schon wieder Notfallalarm in der Klinik St. Hedwig: Ein kleiner Junge hat eine Knopfzellenbatterie verschluckt. Jetzt zählt jede Minute. Die Batterie ist in der Speiseröhre stecken geblieben und kann sich nun innerhalb von wenigen Stunden durch das Gewebe arbeiten, was zu lebensbedrohlichen Schäden führen kann. Leitender Oberarzt Dr. Lang von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, der die Notfallbergung durchführt, berichtet: „In den letzten Monaten hatten wir fast jede Woche einen Zwischenfall mit verschluckten Batterien in unserer Klinik. Die meisten dieser Fälle kann unser Team ohne bleibende Schäden lösen, aber wenn es sich um größere Knopfzellen handelt, die noch genug Strom führen, kommt es immer wieder zu dramatischen Verletzungen: Wie auch leider gerade wieder jetzt kurz vor Weihnachten.“

Professor Dr. Michael Kabesch, Ärztlicher Direktor der Hedwigsklinik, ergänzt: „Dieses Mal war es besonders schlimm: Die Batterie hat sich von der Speiseröhre bis in die Luftröhre geätzt. Nur einem Team von Spezialisten aus Kindergastroenterologen, Kinderpneumologen, Intensivmedizinern und Anästhesisten ist es zu verdanken, dass das Kind nach der Entfernung der Batterie stabilisiert werden konnte.“ Ein künstliches Koma an einer Herz-Lungen-Maschine und ein OP Team aus Thorax- und Kinderchirurgen sind nötig, um die erste OP durchzuführen. Weitere Behandlungen durch ein ganzes Team von Medizinern werden folgen müssen, damit das Kind eine Chance bekommt, wieder normal atmen und schlucken zu können.

Gerade zu Weihnachten wird wieder in großen Mengen Spielzeug verschenkt, das Knopfzellen enthält. Aber auch in vielen technischen Geräten des alltäglichen Bedarfs wie Fernbedienungen oder Küchenwaagen kommen Knopfzellen als Batterien zum Einsatz. Kaum einer macht sich Gedanken, welche dramatischen Auswirkungen diese Batterien haben können, wenn Sie an den falschen Platz gelangen: Jährlich werden in Deutschland fast 1.000 dieser Batterien von Kleinkindern unter drei Jahren verschluckt, oft weil sie im Aussehen Süßigkeiten ähneln. 2016 starb die zweijährige Brianna in Oklahoma zwei Tage nach Weihnachten, weil sie eine Batterie verschluckte.

In den USA sind es laut der Amerikanischen Fachzeitung Pediatrics jährlich weit über 3.300 Zwischenfälle und das, obwohl schon seit Jahren Gesetze eingeführt wurden, die verhindern sollen, dass Kinder an diese Batterien kommen. Erste Ergebnisse zeigen, dass diese Gesetze nahezu wirkungslos sind und sich die Anzahl der Zwischenfälle nicht wesentlich geändert hat. Oft sind es Batterien, die von den Eltern gewechselt werden und dann nicht sofort entsorgt werden, sondern zuhause herumliegen, die zur Gefahr werden.

Dabei gibt es technische Lösungen, die Batterien auch für Kinder ungefährlich machen könnten, wie Professor Dr. Michael Melter, Direktor der KUNO Kinderkliniken in Regensburg erklärt: „Kollegen in den USA haben gezeigt, dass eine Beschichtung der Batterien mit einer neuartigen, drucksensiblen Oberfläche das Problem beseitigen könnte. Aber offenbar ist die Industrie nicht an einer Lösung interessiert, die ein paar Cent pro Batterie mehr kosten würde. Wir müssen daher politisch darauf drängen, dass nur mehr diese Knopfzellen in Europa verwendet und verkauft werden dürfen, damit sich etwas tut.“

„Wir können derzeit Eltern von Kleinkindern nur eindringlich warnen, keine Batterien offen zuhause herumliegen zu lassen“ sagt Prof. Kabesch „und hoffen, dass es schnell eine technische Lösung gibt, die das unnötige Leid dieser Kinder verhindert, deren Leben sich durch einen unachtsamen Moment dramatisch und oft über Jahre verändert.“