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Gesundheits-Oscar für Flüchtlingsprojekt
Regensburg. Der kurdische Vater wirkt erleichtert, als die Wiener Videodolmetscherin ihm die ersten Worte von Dr. Luise Schönfeld übersetzt. Dr. Luise Schönfeld ist Assistenzärztin am Krankenhaus Barmherzige Brüder - Klinik St. Hedwig, dem Standort der Kinder-Uniklinik Ostbayern (KUNO). Sie sitzt mit dem Vater, dessen kleiner Sohn mit unklaren Stuhlgangbeschwerden in die Hedwigsklinik gekommen ist, vor einem Computerbildschirm, auf dem eine Dolmetscherin zu sehen ist. Dank der Videodolmetscherin ist die Ärztin in der Lage, direkt mit dem Vater zu reden, nach dem Krankheitsverlauf des Kindes zu fragen und den Flüchtlingsvater über die anstehenden Untersuchungen aufzuklären.
Neues Konzept erstellt
Die Unterstützung durch den Dolmetschdienst, welcher rund um die Uhr, an Wochenenden und Feiertagen selbst in den ausgefallensten Sprachen und Dialekten innerhalb von 120 Sekunden zur Verfügung steht, hat die Kommunikation der Ärzte mit den Flüchtlingen und Migranten enorm erleichtert. Die Übersetzungshilfe ist aber nur einer von vielen Bausteinen innerhalb eines Konzepts, welches sich die KUNO Klinik St. Hedwig zur Behandlung und Versorgung der Flüchtlinge in den letzten Monaten erarbeitet hat.
Staatsministerin Melanie Huml und die Fachjury unter Vorsitz von Dr. Max Kaplan, dem Präsidenten der Bayerischen Landesärztekammer, zeigten sich von dem vielschichtigen Projekt so beeindruckt, dass sie gestern (Mittwoch, 05. Juli) die Hedwigsklinik mit dem Bayerischen Gesundheits- und Pflegepreis 2017 auszeichneten. Der Preis, welcher laut Ministerin Huml „der Gesundheits-Oscar Bayerns“ ist, stellt eine große Ehre für die Gewinner dar. Die KUNO Klinik St. Hedwig war mit zwei weiteren Gesundheitseinrichtungen aus ursprünglich 129 verschiedenen Bewerbern ausgewählt worden. Krankenhaus-Geschäftsführerin Sabine Beiser nahm stellvertretend für alle beteiligten Mitarbeiter die Auszeichnung in München entgegen.
„Bestens vorbereitet“
„2015 wurden auch wir von der Flüchtlingswelle überrollt“, erklärte Beiser. „Wir mussten im Haus neue Strukturen schaffen, um professionelle und reibungslose Abläufe zu garantieren. Die Etablierung von 12 Einzelprojekten ergaben unser neues Gesamtkonzept, mit dem sich die Hedwigsklinik nun für die Anforderungen rund um die Flüchtlingsversorgung bestens gerüstet sieht.“
Neben der Einrichtung des Dolmetschdienstes gibt es beispielsweise spezielle Übersetzungsboxen mit Piktogrammen und Bilderbüchern, welche eine Erstkommunikation mit den Patienten ermöglichen. Gesondert entwickelte Flyer zeigen in Bildern und verschiedenen Sprachen die wichtigsten Regeln zur Minimierung der Hygienerisiken. Zudem wurde die Essenauswahl optimiert und auf kulturell unterschiedliche Bedürfnisse angepasst. Hier helfen den Patienten ebenfalls Piktogramme bei der Auswahl. Die Schulung der Ärzte und des Pflegepersonals in der der Behandlung und Versorgung von für europäische Verhältnisse ausgefallenen Erkrankungen wie Tuberkulose, der Aleppobeule, Kinderlähmung oder Typhus stellt zudem einen bedeutender Punkt dar. Hier wurden Standardvorgehensweisen als Behandlungspfade festgelegt. In einem neu erstellten Handbuch finden die Klinikmitarbeiter alle wichtigen Informationen zu Impfungen und Infektionsrisiken bis hin zu Ratgebern für Flüchtlingseltern. Zur Verbesserung des Informationsflusses wurden die externen Ansprechpartner sozialer Einrichtungen der Region festgestellt und den Mitarbeitern zugänglich gemacht. Auch Integrationsbarrieren für Krankenpflegehilfeschüler mit Flüchtlingshintergrund wurden aktiv beseitigt. Ein junger Flüchtling aus Afghanistan steht kurz vor dem Abschluss der einjährigen Ausbildung der Berufsschule der Barmherzigen Brüder – und will sich anschließend einer weiterführenden Ausbildung zur Pflegefachkraft zuwenden.