Medien

„Die Quelle seines apostolischen Feuers war das Gebet“

(16.01.2017)

Weihbischof Reinhard Pappenberger feiert Pontifikalamt anlässlich des 150. Geburtstages des seligen Frater Eustachius Kugler

Kugler als Sohn armer Handwerksleute geboren wurde, hätte er und seine Familie es sich nicht träumen lassen, das sein 150. Geburtstag mit einem Pontifikalamt in jener Kirche gefeiert würde, die zum größten katholischen Krankenhaus Deutschlands zählt. Sein Weg hin zum Ordensleben war durch viele Schicksalsschläge gezeichnet, wie Weihbischof Reinhard Pappenberger in seiner Predigt anlässlich des 150. Geburtstages des seligen Frater Eustachius Kugler eindrucksvoll darlegte. Der frühe Tod des Vaters ließ ihn mit 14 Jahren erwachsen werden, in München eine Schlosserlehre absolvieren, die er beinahe durch einen Sturz vom Gerüst hätte abbrechen müssen. Durch den Unfall zog er sich eine offene Wunde zu, die eine Berufsausübung fast unmöglich machte. Im Schmiedebetrieb seines Schwagers half er beim Umbau des Klosters im oberpfälzischen Reichenbach mit, wodurch er erstmals mit dem Orden der Barmherzigen Brüder vom hl. Johannes von Gott (lat. Ordo Hospitalarius Sancti Ioannis de Deo kurz OH) in Berührung kam.

"Ein Leben eng verbunden mit der Geschichte des Bistums"

Anlässlich des Jubiläumsgottesdienstes freute sich der Prior der Barmherzigen Brüder des Regensburger Konventes, Frater Seraphim Schorer OH, Weihbischof Reinhard Pappenberger als Hauptzelebranten begrüßen zu können. Dies zeige doch die enge Verbundenheit des Seligen mit seiner Heimatdiözese, in der er geboren und gestorben sei, in der er gewirkt habe und in deren Domkirche er am 4. Oktober 2009 seliggesprochen worden sei. Mit dem Weihbischof standen noch Pater Leodegar Klinger OH und Krankenhauspfarrer Bernhard Hofer als Zelebranten am Altar, den liturgischen Dienst übernahmen Brüder des Regensburger Konventes. Zahlreiche Gläubige feierten in der Krankenhauskirche St. Pius. , die dem heiligen Papst Pius V. (1504 - 1572) geweiht ist, den runden Geburtstag des Seligen.  Gekommen waren sowohl Mitarbeiter, Patienten und Angehörige als auch zahlreiche Verehrer des seligen Eustachius. Über das Krankenhausfernsehen konnten auch die Patienten die Messfeier miterleben, ihnen wurde dann auch die Kommunion von mehreren Kommunionhelfern aufs Zimmer gebracht.

„"Ich will mich in allem fragen, wie Jesus gehandelt hätte"

Kurz vor seinem 26. Geburtstag war Joseph Kugler in den Orden der Barmherzigen Brüder eingetreten und erhielt den Namen „Eustachius". Vielfältig und verantwortungsvoll sollten dort seine Aufgaben sein: Schlosser und Krankenpfleger in Reichenbach, Dienst in Gremsdorf und im Zuchthaus Kaisheim, Prior der Pflegeanstalten in Straubing und Gremsdorf und des Mutterklosters St. Wolfgang in Neuburg an der Donau. Als Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz sollte er von 1925 bis zu seinem Tode am Pfingstmontag 1946 im Amt sein. Besonders in der Zeit des Nationalsozialismus wurde sein Glaube in vielfältiger Weise auf die Probe gestellt. All diese Prüfungen meisterte er aus der Kraft des Gebetes, in großer Demut und unerschütterlichem Gottvertrauen. Um sein Leben den Menschen als leuchtendes Vorbild hinstellen zu können, wurde seit 1963 im Bistum Regensburg und dann später direkt in Rom der Seligsprechungsprozess geführt. Am 4. Oktober 2009 wurde er im Regensburger Dom unter der übergroßen Anteilname von Gläubigen aus ganz Bayern und der Welt seliggesprochen.

Prior Frater Seraphim Schorer: Eustachius ist großes Vor- und Leitbild

Im spanischen Granada hatte der aus Portugal stammende hl. Johannes von Gott (1495 - 1550) um 1540 eine kleine Bruderschaft zur Krankenpflege gegründet, die heute weltweit rund 1.200 Mitglieder umfasst und gemeinsam mit etwa 50.000 angestellten Mitarbeitern und Tausenden von Ehrenamtlichen sich in rund 300 Einrichtungen für Kranke und Hilfsbedürftige engagiert. Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Regensburg wurde von 1927 bis 1930 auf die Initiative von Frater Eustachius Kugler erbaut, damals noch geteilt in das Männerkrankenhaus St. Pius und das Frauenkrankenhaus St. Vinzenz. Im Bistum Regensburg unterhalten die Barmherzigen Brüder noch Einrichtungen in Reichenbach (Behindertenhilfe), Straubing (Krankenhaus und Behindertenhilfe), Schwandorf (Krankenhaus) und Kostenz (Erholungs- und Tagungshaus, Fortbildungsreferat und Kinderheim). Für den Prior Frater Seraphim Schorer OH ist Frater Eustachius Kugler in doppelter Weise ein großes Vor- und Leitbild. Ob als Prior oder Provinzial habe er sich in einer leitenden Aufgabe immer als Dienender verstanden und nie Aufhebens um seine eigene Person gemacht. Im persönlichen Gebet habe Frater Eustachius seine Freundschaft zu Gott gepflegt und daraus die Kraft für seine Arbeit geschöpft. Besonders freute sich der Prior darüber, dass Weihbischof Reinhard auch das jüngste Projekt der Barmherzigen Brüder in Regensburg in seiner Predigt erwähnte, das neu errichtete Paul Gerhardt Haus an der Prüfeninger Straße. Gemeinsam mit der Evangelischen Wohltätigkeitsstiftung und mit Unterstützung des Freistaats Bayern wurde hier u.a. ein Zentrum für Altersmedizin errichtet, in dem bis zu 100 Patienten tagesklinisch oder stationär behandelt werden können.

Bild: Seit 2009 ruhen die sterblichen Überreste des Seligen in einem Messingsarkophag unter dem Volksaltar aus Messing und Marmor in der Eustachius-Kugler-Kapelle, die sich neben der Krankenhauskirche befindet.


Text, Bild: Bistum Regensburg