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Die Harl.e.kin-Nachsorge für früh- und risikogeborene Kinder feierte ihren 10ten Geburtstag.

(12.11.2018)

Die Arbeit des Nachsorgeteams von Harl.e.kin berührt die Herzen vieler Menschen. Was gibt es verwundbareres, verletzlicheres als neugeborenes Leben?

Umso beängstigender für Eltern, wenn sich bei einer viel zu frühen Geburt nicht alles so entwickelt wie erträumt und erhofft. Doch in der Klinik St. Hedwig der Barmherzigen Brüder in Regensburg und mit der dort angeschlossenen Harl.e.kin-Nachsorge der Katholischen Jugendfürsorge stehen feinfühlige und erfahrene Experten bereit. Sie handeln professionell, machen Mut, spenden Hoffnung und begleiten Familien in der schwierigen Situation nach der Geburt eines Frühchens. 10 Jahre Harl.e.kin-Nachsorge in Regensburg war deshalb ein passender Anlass, im Rahmen einer Ausstellungseröffnung allen Förderern, Spendern und Kooperationspartnern „Danke“ zu sagen.

„Harl.e.kin ist aus unserer Region nicht mehr wegzudenken.“

„Seit Beginn haben erfahrene Mitarbeiterinnen der Frühförderstelle und Kinderkrankenschwestern aus St. Hedwig über 900 Kinder und ihre Familien begleitet“, sagte KJF-Direktor Michael Eibl bei der Jubiläumsfeier im Donaueinkaufszentrum.“ Sein besonderer Dank galt den Mitarbeiterinnen von Harl.e.kin, allen voran der Koordinatorin Angelina Ernst, Professor Dr. Hugo Segerer, Chefarzt der Abteilung Neonatologie in der Klinik St. Hedwig, der Geschäftsführerin der Hedwigsklinik, Sabine Beiser, den kooperierenden KJF-Einrichtungen, Interdisziplinäre Frühförderstelle und Kinderzentrum St. Martin, sowie der Patin des Projekts, Labertaler-Geschäftsführerin Lilo Sillner, und dem bayerischen Sozialministerium, welches das Nachsorgeangebot mitfinanziert: „Ich bin froh und dankbar, dass wir alle gemeinsam so vielen Kindern und ihren Familien helfen konnten“, so Eibl weiter.

Harl.e.kin bietet auf einzigartige Weise Unterstützung

Angelina Ernst, Koordinatorin der Harl.e.kin-Nachsorge, zog nach 10 Jahren eine positive Bilanz: „Wir sind glücklich über die große Akzeptanz bei den Familien und allen am Standort Beteiligten.“ Darauf dürfen die Harl.e.kin-Mitarbeiterinnen und Kinderkrankenschwestern aus der Klinik St. Hedwig stolz sein. Zeigt es ihnen doch, wie wertvoll, wie gebraucht, aber auch wie professionell das Angebot von den Familien wahrgenommen wird. Angelina Ernst ist dankbar für das engagierte Team, für die Unterstützung durch die Kooperationspartner, die nach wie vor hohe Spendenbereitschaft von Privatpersonen und Firmen sowie die Förderung durch das Sozialministerium.“

Auch Professor Dr. Hugo Segerer, Chefarzt der Abteilung für Neonatologie in der Klinik St. Hedwig, weiß die Harl.e.kin-Nachsorge zu schätzen: „Die Harl.e.kin-Nachsorge bietet aus meiner Sicht auf einzigartige Weise eine Unterstützung von Eltern Frühgeborener nach ihrer Entlassung aus unserem Haus. Die oft langwierige, belastende Behandlung der kleinen Kinder kann mit den Eltern nachbesprochen und aufgearbeitet werden“, erklärt Professor Dr. Hugo Segerer, Chefarzt der Abteilung für Neonatologie in der Klinik St. Hedwig. „Erfahrene Kinderkrankenschwestern geben ihnen die Sicherheit, dass sie auch zu Hause für ihr Kind alles richtig machen. Eltern werden nicht ‚ins kalte Wasser geworfen‘ und dann alleine gelassen. Spätere Begegnungen mit Eltern ‚unserer‘ Frühgeborenen bestätigen mir, dass Harl.e.kin in jedem einzelnen Fall sinnvoll und hilfreich war. Besser kann man knappe finanzielle Mittel nicht investieren“, so Professor Dr. Hugo Segerer weiter.

„Sie machen einen tollen Job!“

In Vertretung von Staatsministerin Kerstin Schreyer, die Harl.e.kin die besten Wünsche zum 10. Geburtstag übermittelte, bescheinigte Dr. Markus Gruber, Ministerialdirektor im Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales dem Harl.e.kin-Nachsorgeteam die „bestmögliche Nachsorge“. „Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und all denen, die sich zusammengeschlossen haben, um Familien mit früh- und risikogeborenen Kindern zu unterstützen. Wer schnellstmöglich Risiken erkennt oder Entwicklungs-verzögerungen und Behinderungen bemerkt, kann mit gezielten Fördermaßnahmen gegensteuern. Die Nachsorge wird aber erst dann zum Erfolg, wenn nicht nur die Babys, sondern auch die Eltern im Fokus stehen“, so Ministerin Kerstin Schreyer. Dr. Markus Gruber ließ die Entwicklung von Harl.e.kin Revue passieren. In den letzten 15 Jahren habe sich das Pilotprojekt an der Kinderklinik München-Harlaching zu einer Nachsorge-Institution mit aktuell 24 Standorten in Bayern entwickelt, für die die Bayerische Staatsregierung allein in diesem Jahr über 1,5 Millionen Euro zur Verfügung stellte. Auch Landrätin Tanja Schweiger und Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer ließen es sich nicht nehmen, den Geburtstag mit zu feiern. Harl.e.kin sei Teil eines starken Netzwerks für Familien und Kinder, stellte Tanja Schweiger heraus, in dem ein Großteil des ostbayerischen Raums in den Genuss der hohen Qualität des Nachsorgeangebots komme. Landkreis und Stadt sind Teil dieses Netzwerkes, in dem zum Beispiel auch die Koordinierende Kinderschutzstelle ihren Platz hat. „Ich bin glücklich, dass wir dieses Netzwerk haben und weiterentwickeln werden“, so Getrud Maltz-Schwarzfischer.

Die Geschichte von Harl.e.kin stellte Dr. med. Renate Berger von der Arbeitsstelle Frühförderung Bayern, während der Jubiläumsfeierlichkeiten vor. Sie erinnerte an die Anfänge, die vor 15 Jahren in der Kinderklinik in Harlaching grundgelegt wurden. Das damals innovative Projekt setze nach wie vor auf ein fachliches Tandem – das Herzstück des Nachsorgeangebots, in dem Kinderkrankenschwestern mit Fachkräften aus der Frühförderung zusammenarbeiten. Die Harl.e.kin-Nachsorge in Regensburg ist der 8. von bayernweit insgesamt 24 Standorten in allen Regierungsbezirken Bayerns. Der größte Harl.e.kin-Standort ist Regensburg. „Sie haben das hier ganz hervorragend umgesetzt“, wandte sich Dr. Berger an das Harl.e.kin-Team, „Sie haben eine hohe Stabilität im Team, ihr Engagement und ihre Flexibilität sind sehr groß. Das ist nicht selbstverständlich.“

Was es für Kinder und deren Eltern heißt, zu früh geboren zu sein, zeigte Dr. med. Annette Keller-Wackerbauer aus der Klinik St. Hedwig den zahlreich zur Jubiläumsfeier erschienenen Gästen in ihrem Vortrag eindrucksvoll auf. Frühgeborene seien die größte Kinder-patientengruppe in Deutschland. Die Überlebenswahrscheinlichkeit der Frühchen hängt entscheidend von der Schwangerschaftswoche ab. Jede Woche mehr erhöht deren Chancen auf ein Überleben ohne Beeinträchtigung. Als sie von dem Frühchen mit dem bislang geringsten Geburtsgewicht von 370 Gramm in der Hedwigsklinik erzählte und im Publikum auf den mittlerweile 10-jährigen Laurenz zeigte, der eben dieses Frühchen war, konnte wirklich jeder von Herzen nachempfinden, was es für Eltern bedeuten muss, wenn sich ihr Baby trotz aller Startschwierigkeiten entwickelt und heranwächst.

Passgenaue Hilfe, die so früh wie möglich greift

Der für Harl.e.kin in der KJF zuständige Abteilungsleiter Bertin Abbenhues ist froh, dass Harl.e.kin in der breiten Öffentlichkeit große Anerkennung erfährt und dass hilfsbereite Förderer das Nachsorge-Angebot mit Spenden unterstützten. Denn jeder Euro wird gebraucht, damit die Familien im großen Einzugsgebiet Ostbayern mobil erreicht werden können. Der mobile Einsatz in der Familie ist der Kern der Arbeit bei Harlekin; dadurch entstehende Defizite beim Träger KJF können durch die Spenden verringert werden. Das Angebot kommt passgenau Familien zugute, die aufgrund ihrer familiären Situation professionelle Unterstützung brauchen. Dabei setzt Harl.e.kin so früh wie möglich an; bereits im Krankenhaus direkt nach der Geburt, denn die Kinderkrankenschwestern in der Klinik begleiten die Familien mit ihrem Frühgeborenen anschließend auch im häuslichen Umfeld. Dort geht es darum, dass Eltern lernen, selbstsicher und reflektiert die Versorgung ihres Frühchens zu übernehmen.

Ausstellung zum 10-jährigen Jubiläum: Über | LEBEN von zu früh geborenen Kindern

Walter Schels hat sich 2009 behutsam mit der sensiblen und problematischen Lebensphase von sieben viel zu früh geborenen Kindern auf einer Hamburger Intensivstation auseinandergesetzt. Entstanden sind ausdrucksstarke Portraits von kleinen Kämpferinnen und Kämpfern, die alle vor der 28. Schwangerschaftswoche auf die Welt kamen. Das Anfangsgewicht der Kinder wurde zudem mit Trockenerbsen aufgewogen. Die kleinen Jutesäckchen machen begreifbar, wie es sich anfühlt, ein Kind von wenigen hundert Gramm Körpergewicht zu halten. 2011 nahm der bekannte Fotograf die Kinder im Alter von zwei Jahren noch einmal in den Blick. Seine Bilder zeigen kleine Persönlichkeiten, die eine besondere Kraft ausstrahlen. Im Jahr 2014 wurde die Ausstellung um 12 Bilder erweitert, die die Kinder im Alter von fünf Jahren zeigen. Die Ausstellung, eine Leihgabe des Bundesverbands „Das früh geborene Kind e. V.“, ist noch bis 3. November 2018 im Donaueinkaufszentrum zu sehen.