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Ab auf die Lerninsel
Donnerstag, sechs Uhr morgens. Für die Kinderkrankenpflegeschülerinnen Eva-Maria Maier und Monika Preis beginnt der Dienst auf der chirurgischen Station C2 der KUNO Klinik St. Hedwig. Dort versorgen sie in Begleitung eines Praxisanleiters, einer pädagogisch qualifizierten examinierten Pflegekraft, eine kleine Gruppe an Patienten. Darunter ist auch die elfjährige Theresa, die aufgrund einer Fraktur am Knöchel operiert worden ist und nun einige Tage stationär in der Klinik aufgenommen ist. Einmal täglich steht der Verbandwechsel bei der jungen Patientin an, den Eva-Maria und Monika selbstständig durchführen dürfen. Auch die Überprüfung der Vitalzeichen wie Blutdruck oder Temperatur, das Bereitstellen von Medikamenten und die Beratung und Betreuung der Eltern fallen in ihren Aufgabenbereich. Eva-Maria findet dieses eigenständige Arbeiten sehr lehrreich. „Es ist toll Verantwortung zu übernehmen und den Patienten während einer ganzen Schicht zu betreuen. Ich darf alle Pflegemaßnahmen durchführen, die auch eine examinierte Pflegekraft an diesen Patienten machen würde. Gleichzeitig weiß ich aber, dass ich jederzeit unterstützt werde, wenn ich Hilfe brauche“, erklärt die Auszubildende.
Praxisanleiterin Julia Beer beobachtet im Hintergrund die pflegerischen Tätigkeiten und ist stets bereit, um ihre zugewiesenen Kinderkrankenpflegeschülerinnen anzuleiten oder um Fragen zu beantworten. Sie oder eine ihrer Kolleginnen ist einmal pro Woche für ihre Lehrtätigkeit vom Dienstalltag freigestellt und kann sich so vollständig auf die Auszubildenden konzentrieren. „Das war nicht immer so“, erzählt Julia Beer. „Früher gab es keine geregelten Freistellungen. Das gleichzeitige Managen der pflegerischen Patientenversorgung auf Station und das Ausbilden der Pflegeschüler war sehr anstrengend für uns Praxisanleiter. Für Erklärungen und gezielte Anleitungen blieb wenig Zeit. Durch das neue System können wir uns nun ganz auf das Ausbilden fokussieren.“
Das neue System in der praktischen Ausbildung für Kinderkrankenpflegeschüler nennt sich Lerninsel und wurde kürzlich in der Klinik St. Hedwig etabliert. „Der Vorteil von Lerninseln ist, dass die Auszubildenden ihr erlerntes Wissen im realen Arbeitsalltag auf Station anwenden können. Aufgrund der Kleingruppen kann zudem gezieltes Feedback durch den Praxisanleiter gewährleistet werden“, erklärt Pflegedirektor Gerhard Harrer. Durch die selbstständige Erarbeitung der Kenntnisse und die gegenseitige Beratung bleibe das Erlernte viel schneller und effektiver im Gedächtnis. Auch Patienten und deren Angehörige schätzen die neue Ausbildungsmethode in der Kinderkrankenpflege und sind gerne Teil der Lerninsel. „Wir bekommen durchweg positive Rückmeldungen. Die Begleitung der Auszubildenden durch einen Praxisanleiter stellt die Qualität der geleisteten Arbeit sicher“, so Gerhard Harrer.
Aktuell finden bereits auf drei Stationen Lerninseln statt. Bis Ende 2019 soll es auf allen Frauen- und Kinderstationen in der Hedwigsklinik Lerninseln geben. Die Lerninseln als Qualifizierungs- und Lernform stammen aus den gewerblich-technischen Berufsausbildungen und erwiesen sich dort als sehr erfolgreich.