Klinik für Kinderchirurgie und Kinderorthopädie
Früh- und Neugeborenenchirurgie
Einen besonderen Schwerpunkt der Kinderchirurgie stellt die Behandlung von Früh- und Neugeborenen dar. Hier sind bei unseren kleinsten Patienten, die Teils weniger als 500g wiegen, spezielle Techniken und eine langjährige Erfahrung notwendig.
Analatresie
Die Diagnose der Analatresie ist meist sehr einfach: Das Neugeborene hat keinen Anus und kann dementsprechend auch keinen Stuhlgang absetzen. In der Regel muss daher vorübergehend ein künstlicher Darmausgang angelegt werden. Allerdings gibt es sehr unterschiedliche Formen der Analatresie, teils mit Verbindungen des Enddarmes zur Blase, Harnröhre oder bei Mädchen zur Vagina. Durch die enge Kooperation mit der Klinik für Kinderurologie und einer speziellen, von unserer Klinik hierfür weiterentwickelten Technik zur Messung der Nervenversorgung des Schließmuskels, erfolgt die operative Versorgung stets im interdisziplinären Team und je nach individueller Situation.
Choledochuszyste
Bei Choledochuszysten handelt es sich um eine Erweiterung oder Aussackung der äußeren Gallenwege. Diese können zu einer Behinderung des Gallenabflusses führen. Im weiteren Verlauf können die Choledochuszysten auch entarten, weshalb eine chirurgische Entfernung indiziert ist. Dies kann auch mittels Laparoskopie erfolgen.
Darmatresie
Auch an anderen Stellen des Dünndarmes kann die Durchgängigkeit angeborenerweise unterbrochen sein. Da dann meist der Anteil, der vor der Unterbrechung (Atresie) liegt durch Stuhlfüllung wesentlich weiter ist, als der Anteil, der noch nie Stuhl transportiert hat, ist eine direkte Naht meist nicht möglich. In der Regel muss bei dieser Erkrankung vorübergehend ein künstlicher Darmausgang angelegt werden, der im Alter von wenigen Monaten wieder zurückverlagert wird.
Duodenalatresie
Ist der Zwölffingerdarm (Duodenum) nicht durchgängig, so spricht man von einer Duodenalatresie. Am Häufigsten ist diese Fehlbildung bei Kindern mit Trisomie 21 anzutreffen. Bei der Operation kommt die sogenannte diamantförmige Darmnaht zum Einsatz. Es ist dann im Weiteren mit einer völlig unbeeinträchtigten Darmfunktion zu rechnen. Sie können häufig minimal invasiv durch eine Laparoskopie behandelt werden.
Duplikaturen, Mesenterialzysten
Das sind Doppelanlagen von Darmanteilen oder kugelige, flüssigkeitsgefüllte Strukturen (Zysten) im Bereich der Gefäßversorgung des Darmes (Mesenterium). Oftmals machen diese angeborenen Fehlbildungen erst im Alter von einigen Monaten bis Jahren durch Entzündungen Beschwerden. Sie können häufig minimal invasiv durch eine Laparoskopie behandelt werden.
Gallengangatresie
Bei dieser Erkrankung kommt es aus noch nicht geklärter Ursache in den ersten Lebenswochen zum Verschluss der Gallenwege zunächst außerhalb, später dann innerhalb der Leber. Wenn die Gallengangatresie früh erkannt wird, kann durch die sogenannte Kasai-Operation dieses Voranschreiten der Erkrankung unterbrochen oder Verlangsamt werden. Leider benötigen dennoch viele Kinder im Weiteren eine Lebertransplantation. Die Operation der Gallengangatresie ist durch unsere enge Vernetzung mit den KollegInnen der Kinder-Gastroenterologie und den Lebertransplanteuren in unserer Klinik ein Routineeingriff.
Gastroschisis
Bei der Gastroschisis ist beim Feten der Verschluss der Bauchdecke ausgeblieben. Dadurch schwimmen die Darmschlingen frei im Fruchtwasser und werden von diesem ggf. geschädigt. Wird eine Gastroschisis im Mutterleib (intrauterin) diagnostiziert, so erfolgt eine enge Abstimmung zwischen Gynäkologen, Neugeborenen-Intensivmedizinern und uns Kinderchirurgen. Nicht selten kommt die werdende Mutter jede Woche zur Ultraschalluntersuchung in unsere Klinik und je nach Voranschreiten der Darmentwicklung und –schädigung wird der Zeitpunkt der Entbindung per Kaiserschnitt festgesetzt. Zum geplanten Geburtstermin stehen dann fünf Behandlungsteams bereit. Ein Anästhesie- und Geburtshelferteam führt den Kaiserschnitt durch und übergibt das Kind an die Neugeborenen-Intensivmediziner. Nach der Erstversorgung wird das Neugeborene dann an das im Nachbar-Operationsraum wartendende Anästhesieteam übergeben. Sobald diese beim wenige Minuten alten Säugling die Narkose durchgeführt haben, führen wir als Kinderchirurgen den Bauchdeckenverschluss und die operative Versorgung möglicher Darmschädigungen durch.
Durch dieses optimale Setting haben Kinder, die mit Gastroschisis geboren wurden eine sehr gute Prognose, ein völlig normales Leben führen zu können.
Kloakale Ekstrophie
Diese sehr seltene Fehlbildung stellt eine Kombination aus Omphalozele, Analatresie und Blasenekstrophie dar. Ihre Versorgung bedarf ein hochspezialisiertes Team aus Kinderchirurgen und Kinderurologen.
Megakolon (Morbus Hirschsprung)
Beim angeborenen Fehlen von Nervenzellen im Enddarm kommt es an dieser Stelle zu einer Verengung. Oberhalb davon kann es zu einer deutlichen Ausweitung des Dickdarmes (Megakolon) durch Stuhl kommen, was in der Folge zu einer schweren entzündlichen Darmerkrankung führen kann. Die Therapie des Morbus Hirschsprung kann, teils nach Anlage eines vorübergehenden künstlichen Darmausganges, oftmals Narbenfrei direkt von anal erfolgen.
Mekoniumileus
Kann das Neugeborene das Kindspech (Mekonium) nicht absetzen, so kommt es zu einem gefährlichen Darmverschluss. In solchen Fällen gelingt häufig die Therapie mit speziellen Einläufen, teilweise ist aber auch eine Operation in den ersten Lebenstagen notwendig. Der Mekoniumileus kann das erste Zeichen einer zystischen Fibrose sein.
Nekrotisierende Enterokolitis
Die nekrotisierende Enterokolitis ist eine schwere Entzündung des Darmes bei Frühgeborenen, bei denen aufgrund der Unreife des Immunsystems keine adäquate Reaktion auf die üblichen Darmkeime möglich ist. In der Regel muss bei dieser Erkrankung vorübergehend ein künstlicher Darmausgang angelegt werden.
Omphalozele
Obwohl die Vorbereitungen bei der Omphalozele genauso ablaufen wie bei der Gastroschisis, ist dennoch in den meisten Fällen weniger Eile geboten. Denn bei der Omphalozele ist zwar auch die Bauchdecke nicht verschlossen, der Darm wird aber noch mit Nabelschnurgewebe umhüllt. Dadurch sind auch Darmschädigungen deutlich seltener. Leider haben Kinder mit Omphalozele aber häufiger Herz-, Nieren- oder Skelettfehlbildungen oder leiden unter einem Chromosomendefekt. Diese Begleitfehlbildungen sind für die Prognose entscheidend.
Ösophagusatresie
Bei dieser angeborenen Fehlbildung ist die Speiseröhre nicht durchgängig. Häufig besteht zudem eine Verbindung zur Luftröhre. Die Ösophagusatresie wird meist am ersten oder zweiten Lebenstag operiert und hat dann eine sehr gute Prognose bezüglich der weiteren Ernährung des Kindes.
Volvulus
Der Volvulus bezeichnet die Verdrehung des Darmes, wodurch die Durchblutung unterbrochen wird. Dies stellt einen hochakuten Notfall mit sofortigem Operationsbedarf dar.
Zwerchfellhernie
Bei einer angeborenen Lücke im Zwerchfell kommt es bereits vor der Geburt zu Verlagerung von Darm(Herniation) in den Brustkorb. Dies schränkt die Entwicklung der Lunge ein. Kinder die mit einer Zwerchfellhernie geborenen werden müssen primär intensivmedizinisch versorgt werden. Erst wenn sie kreislaufstabil sind, erfolgt der operative Verschluss der Zwerchfelllücke.