Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Pränataldiagnostik

Als universitäres Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe (Level 1) arbeiten in unserer Klinik Geburtshelfer, Kinderärzte, Kinderchirurgen und Kinderurologen eng zusammen. Spezialisierte Fachärztinnen und Fachärzte (qualifiziert nach DEGUM (Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin) Stufe II) können bereits im Mutterleib Störungen der kindlichen Entwicklung oder angeborene Fehlbildungen entdecken. Ziel hierbei ist es, Eltern und ihre Kinder optimal auf die Geburt, den Geburtsmodus und die kindliche Behandlung nach der Geburt vorzubereiten.
 

Auf der Basis der lebensbejahenden Haltung unseres konfessionellen Hauses konzentrieren wir uns auf Spezialbehandlungen, die dem ungeborenen Kind, seinen Eltern und Geschwistern helfen sollen, auch bei Abweichungen von der Norm einen guten Start in´s Leben zu haben. Hierzu gehört z. B. die umfassende Hilfestellung bei vorgeburtlicher Diagnose einer kindlichen Fehlbildung oder Behinderung, die vorgeburtliche Behandlung bei Infektionen (Cytomegalie, Toxoplasmose), kindlicher Blutarmut (Transfusion im Mutterleib, Therapie mittels Plasmapherese), die medikamentöse Behandlung bei kindlichen Herzrhythmusstörungen und Shuntanlagen. Wir haben uns besonders auf Hochrisikosituationen wie die Implantationsstörungen spezialisiert (zum Beispiel die Narbenschwangerschaft nach Kaiserschnitt oder Plazenta percreta). Maßnahmen zur Frühgeburtenvermeidung gehören ebenfalls zu unserem Spektrum wie z. B. der Muttermundsverschluss, Cerclage und die Blutwäsche bei Schwangerschaftsvergiftung. 
Die Zusammenarbeit mit spezialisierten Abteilungen ist hierbei sehr wichtig (Nephrologie, Radiologie, Anästhesie, Virologie).

Unsere Betreuungsschwerpunkte

Im ersten Schwangerschaftsdrittel:

Screening auf Schwangerschaftsvergiftung

Zum Zeitpunkt des Ersttrimester-Screenings (12. – 14. Schwangerschaftswoche, abgekürzt SSW) kann das individuelle Risiko für die Entwicklung einer Präeklampsie (auch Schwangerschaftsvergiftung genannt) bestimmt werden. Hierfür ist die Messung des mütterlichen Blutdrucks, die Blutflussmessung in den beiden Gebärmutterarterien (Doppler der Aa. uterinae) und die Bestimmung von Hormonen aus dem mütterlichen Blut notwendig. Zeigt der Screening-Test ein erhöhtes Risiko für eine später auftretende Schwangerschaftsvergiftung an, so steht mit der täglichen Einnahme von niedrig dosiertem ASS (150 mg) bis zur 36. SSW eine Therapie zur Verfügung, die über 80 % der frühen (häufig schwer verlaufenden) Erkrankung verhindern kann. Die Einnahme sollte allerdings vor der 16. SSW beginnen.

Screening auf Chromosomenstörungen

Das sogenannte Ersttrimester-Screening ist eine nicht-invasive Methode, um das individuelle Risiko einer Chromosomenstörung beim Ungeborenen abzuschätzen. Zwischen der 12. und 14. Schwangerschaftswoche führen wir hierzu eine detaillierte Ultraschalluntersuchung durch, messen die sogenannte Nackenfalte und bestimmen Hormone aus dem mütterlichen Blut. Wir berücksichtigen das mütterliche Alter und die erhobenen Messwerte, sodass sich individuell ein kalkuliertes Risiko berechnen lässt. Dies kann Ihnen als werdenden Eltern die Entscheidung für oder gegen eine invasive Pränataldiagnostik, wie beispielsweise die Chorionzottenbiopsie oder Fruchtwasseruntersuchung, in vielen Fällen erleichtern.

Fetale Fehlbildungen

Die große Mehrheit von Kindern wird völlig gesund geboren. 2 – 4 % aller Kinder kommen aber mit angeborenen Fehlbildungen zur Welt. Eine qualifizierte Ultraschalldiagnostik kann heutzutage einen Großteil dieser Fehlbildungen vorgeburtlich erkennen und dann rechtzeitig eine optimale Betreuung sicherstellen.

Differenzierter Organultraschall (Fehlbildungsultraschall, Feindiagnostik)

Dieser Ultraschall ist die umfassendste Untersuchung des ungeborenen Kindes. Mit Hilfe von hochauflösendem Ultraschall werden die Feinstruktur und die Funktion aller darstellbaren Organsysteme (z. B. Gehirn, Herz, Lungen, Nieren, Bauchorgane, Skelett), das Wachstum des Kindes, die Plazenta, Fruchtwasser und die Nabelschnur untersucht. Mit diesem Ultraschall ist es möglich, viele fetale Erkrankungen oder Fehlbildungen auszuschließen. In den meisten Fällen zeigt sich ein unauffälliger Befund. Bei Verdacht auf eine kindliche Erkrankung oder Fehlbildung erfolgt eine umfangreiche Beratung über die Möglichkeit des weiteren Vorgehens. Diese Beratung schließt bei Bedarf auch ein Team von weiteren Spezialisten (z. B. Kinderärzte, Kinderkardiologen, -neurologen, -urologen, -chirurgen und Humangenetiker) mit ein. 

Invasive Diagnostik

Diese Untersuchungsmethoden sind speziellen Fragestellungen vorbehalten. Durch eine Entnahme von Plazentagewebe, Fruchtwasser und/oder Nabelschnurblut kann z. B. im Rahmen bestimmter mütterlicher Infektionen, wie z. B. Ringelröteln, Cytomegalievirus oder Toxoplasmose erkannt werden, ob das Ungeborene ebenfalls von einer Infektion betroffen ist. Diese Diagnostik erlaubt in einigen Fällen erst das Ergreifen hochspezialisierter und teurer Therapien zum Nutzen des Kindes. Auch eine Untersuchung auf genetische Erkrankungen kann dadurch erfolgen.

Therapie im Mutterleib

Intrauterine Transfusion (IUT)

Besteht beim Feten eine Blutarmut (Anämie) z. B. durch mütterliche Antikörper gegen kindliche Blutkörperchen oder bei Infektion, so ist die IUT eine Möglichkeit der Therapie. Hierzu wird die Nabelschnur des Kindes durch die Bauchdecke punktiert und eine speziell für den Feten vorbereitete, exakt berechnete Menge an Blut über die Nabelschnur verabreicht.

Shuntanlagen

In manchen Situationen kann es zu einer Flüssigkeitsansammlung im Körper des Kindes kommen, die seine Entwicklung stören kann, wie z. B. bei Pleuraerguß (Flüssigkeitsansammlung im Brustkorb), Zysten im Bauchraum oder eine Überlaufblase bei behindertem Harntransport mit nachfolgender Nierenschädigung. Hierbei können sog. Shunts (Ableitungsröhrchen), die in die kindliche Körperhöhle eingebracht werden, helfen, diese Flüssigkeit kontinuierlich ins Fruchtwasser abzuleiten und eine weitere regelrechte Entwicklung des Feten gewährleisten.

Medikamentöse Therapie (Antibiose, antivirale Therapie, Immunglobuline, Antiarrhythmika)

Durch die Verabreichung von Medikamenten an die Mutter kann in manchen Fällen eine Erkrankung des ungeborenen Kindes verhindert bzw. therapiert werden. Bei Infektionen mit z. B. Toxoplasmose oder Cytomegalievirus kann eine Antibiotikagabe bzw. die Gabe von Immunglobulinen oder eine antivirale Therapie eine Infektion der Feten verhindern/reduzieren. Bestehen beim Kind Herzrhythmusstörungen, die unbehandelt zum Herzversagen führen, hilft die Gabe von Antiarrhythmika in vielen Fällen eine Normalisierung der fetalen Herzfrequenz zu erreichen. Nur so kann die weitere kindliche Entwicklung ungestört verlaufen.

Im Falle von mütterlichen Antikörpern gegen kindliche Blutbestandteile (rote Blutkörperchen, Blutplättchen) kann die Gabe von Immunglobulinen verhindern, dass das Kind Blutarmut oder eine Blutungsneigung bei fehlenden Blutplättchen bekommt.

Plasmaaustausch

Mittels dieses hochmodernen Verfahrens mit Auswaschen von schädigenden Substanzen aus dem mütterlichen Blut kann in besonderen Situationen eine kindliche oder mütterliche Schädigung verhindert werden. Hierzu gehört zum Beispiel die extrem frühe und schwere Schwangerschaftsvergiftung, die normalerweise nur durch eine Frühgeburt behandelt bzw. behoben werden kann. Durch das Auswaschen der Giftstoffe gelingt es, die Frühgeburt hinauszuziehen, was in Extremfällen für das Kind lebensrettend ist. Auch bei Blutgruppenantikörpern, die im Kind zur Blutarmut führen, kann die Blutwäsche eine Früh- oder Fehlgeburt verhindern.

Weitere Spezialgebiete unserer Abteilung

Intensivbetreuung von Risikoschwangerschaften

  • Implantationsstörungen (Narbenschwangerschaften, Plazenta percreta)- Management  mit organerhaltendem Vorgehen, wenn möglich und gewünscht, unter Inkaufnahme einer moderaten Frühgeburtlichkeit (s. a. Rubrik Implantationsstörungen)
  • Betreuung von Mehrlingen (Zwillinge, Drillinge etc.)
  • extreme Frühgeburtlichkeit in der Vergangenheit oder Spätaborte (s. a. Rubrik Frühgeburtlichkeit)
  • drohende Frühgeburt (s. a. Rubrik Frühgeburtlichkeit)

Geburtsplanung

Ihre Ansprechpartner:
Chefärztin Univ-Prof. Dr. med. Angela Köninger (Ultraschall DEGUM II)
Oberärztin Dr. med. Annegret Schnabel (Ultraschall DEGUM II)
Funktionsoberärztin Dr. med. Reuschel (Ultraschall DEGUM II)

Kontakt:
Tel. +49 (0)941 369 5204
E-Mail Schwangerenambulanz​​​​​​​

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